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Antisemitismus und Postkoloniale Theorie - Ingo Elbe
Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 07.06.2024
Rezensent Michael Köhler liest mit Ingo Elbes "Antisemitismus und postkoloniale Theorie" eine "Kampfansage" - das macht schon der Titel deutlich, und das ist auch am Sound dieses Buches zu spüren. Eine Kampfansage an jene, welche auch Antisemitismus und Holocaust stets durch die Linse der postkolonialen Theorie betrachten, damit aber ein verzerrtes, manichäisches Bild erzeugen, in dem Israel als Täter erscheint, Palästina als Opfer, in dem Antisemitismus "nur" eine Spielart von Rassismus ist und der Holocaust ein Kolonialverbrechen. Diese Betrachtungsweise und ihre fatalen Folgen kritisiert Elbe in seinem Buch mit Präzision, Ambition und Leidenschaft, wobei Köhler diese Mischung als einerseits "wohltuend", andererseits belastend empfindet. Erfreulich ist die Schärfe, mit der der Autor die Mechanismen zur Umgestaltung der Erinnerungspolitik analysiert und die "Gewalt der Gewaltgegner" offenlegt. Elbes allzu akademischer Tonfall nervt den Rezensenten allerdings mitunter. Ein wertvoller Debattenbeitrag ist dieses Buch aber allemal, findet er.
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Judenhass im Kulturbetrieb - Matthias Naumann
Das Massaker der Hamas am 7. Oktober 2023 hat zu einem erschreckenden Aufflammen des Antisemitismus in einem globalen Maßstab geführt, so auch in Deutschland. Dabei tritt dieser insbesondere in sich als progressiv, links und weltoffen verstehenden Milieus des Kunst- und Kulturbetriebs sowie an den Universitäten städtischer Metropolen lautstark in Erscheinung. Bereits zuvor bestehende Spaltungen wurden vertieft oder taten sich neu auf, so dass der Kunst- und Kulturbetrieb seit dem 7. Oktober unheilbar zerrissen wirkt. Während die Relevanz einer künstlerischen Äußerung häufig nur noch im Verhältnis zu einer Positionierung zum Israel-Palästina-Konflikt bemessen zu werden scheint, zeigt sich in den (Nicht-)Äußerungen einzelner Künstler*innen sowie von Institutionen zugleich ein großer Mangel an Empathie bis hin zu einer Verherrlichung terroristischer Gewalt.
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Siebter Oktober Dreiundzwanzig - Vojin Saša Vukadinović
Der Überfall der islamistischen Terrororganisation Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023, bei dem rund 1200 Menschen ermordet und etwa 5000 weitere schwer verletzt wurden, war das brutalste antisemitische Pogrom seit Ende des Zweiten Weltkriegs. Auf den Straßen der westlichen Welt wurde das Massaker, das der Zivilbevölkerung gegolten hatte, bisweilen unverhohlen bejubelt. Damit markiert dieses Datum auch eine Zäsur für die Debatten um Antizionismus und Identitätspolitik, denn das „progressive“ Milieu, das unentwegt einen antirassistischen Anspruch einfordert, beschweigt nicht nur die Motive hinter dem Massenmord, sondern akzeptiert die unmittelbare Aufforderung zur Zerstörung des jüdischen Staates. An Demonstrationsaufrufen wie „Queers for Palestine“ zeigt sich, dass der antiisraelische Konsens mittlerweile nicht mehr nur die Queer Theory, sondern weite Teile der Universitäten und des Kulturbetriebs dominiert. Dieser Sammelband führt erste Analysen zum Terrorangriff und den Folgen zusammen.
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Freiheit ist keine Metapher - Vojin Saša Vukadinović
Die Literaturwissenschaftlerin Silvia Bovenschen hat einmal bemerkt, dass vermutlich jede Bewegung irgendwann ihre eigene Karikatur hervorbringt. Der Genderfeminismus, der Antirassismus und der Queerfeminismus sind ebendies: Karikaturen geschlechter-, migrations- und sexualpolitischer Emanzipationsregungen. Der Sammelband nimmt diesen pessimistischen Befund zum Ausgangspunkt, um über den Verrat an der Mündigkeit nachzudenken, der sich in den letzten zehn Jahren besonders in den vorgenannten Bereichen kenntlich gemacht hat. Am Beispiel von Antisemitismus, Migration, Rassismus und Religionskritik zeigen rund vierzig Beiträge, wie fatal die Konsequenzen einer Haltung sind, die nur noch in Kollektiven zu denken vermag, die dann entweder als Gruppenidentität eingefordert oder aber ressentimentbeladen bekämpft wird; der als politische Organisationsformen nur noch „Koalitionen“ und „Verbündete“ einfallen und die zudem längst vergessen hat, dass Kritik ein Mittel dazu ist, um schlechte Verhältnisse nicht hinzunehmen.
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Nous Vivrons - Joan Sfar
Après le 7 octobre 2023, des millions de Juifs se sont réveillés avec une cible sur la tête. Même les plus éloignés de la tradition ou d’Israël ont été rattrapés par l’onde de choc. Le traumatisme des pogroms millénaires et de l’extermination des Juifs d’Europe a refait surface. Que faire ? Effacer son nom sur la boîte aux lettres ? Avoir peur pour les enfants ? Où aller si « cela » recommence ?
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Comment ca va pas? - Delphine Horvilleur
Fracassée comme tant d’autres après le massacre perpétré par le Hamas le 7 octobre 2023 en Israël, l’auteur voit son monde s’effondrer. Elle dont la mission consiste à porter la souffrance des autres sur ses épaules et à la soulager par ses mots, se trouve soudain en état de sidération, impuissante et aphasique.
Dans la fièvre, elle écrit alors ce petit traité de survie, comme une tranche d’auto-analyse qui la fait revenir sur ses fondements existentiels. -
Popularbeschwerde gegen die SRG - Emrah Erken
Emrah Erken reichte im Juni 2024 eine über 100-seitige Beschwerde gegen die SRG wegen ungleichwertiger Berichterstattung ein. Die Beschwerde wurde von der UBI gutgeheissen. Erken beschreibt wesentliche strukturelle Probleme beim staatlichen Schweizer Sender auf. Darin liefert er auch wichtige Hinweise zu antisemitischen Positionen innerhalb der Schweiz.